Bernstein

Name

Im Laufe der Geschichte kannte man Bernstein (Succinit) unter vielen Namen.

 

Die klassischen Bezeichnungen für Bernstein waren „Electrum“ in Latein und „ēlektron“ in Altgriechisch. Sie sind abgeleitet von griechischen „ēlektōr“, was „strahlende Sonne“ bedeutet und sich auf einen griechischen Mythos bezieht. Diesem Mythos nach versuchte Phaëton, den Sonnenwagen seines Vaters des Sonnengottes Helios (röm. Apollo, Phoebus, Sol) zu lenken, die göttlichen Pferde waren aber nicht zu halten und kamen von der Bahn ab.

 

Plato, Schüler des Socrates, interpretierte diese Geschichte, von der es leicht unterschiedliche Versionen gibt, in Timaeus als ein Ereignis, das die Bahnbewegung der Planeten beeinträchtigte und zu einer großen Katastrophe führte. Ovid beschreibt, dass dabei die Erde versengte, die Vegetation verbrannte, Flüsse und Seen vertrockneten und ein Großteil Afrikas in Wüste verwandelt wurde sowie das Meer schrumpfte.

 

Der Mythologie nach stürzte Phaëton schwer und verstarb. Seine trauernden Schwestern wurden zu Bäumen (je nach Variante der Geschichte Pappeln, Erlen oder Amberbäume) und ihre Tränen wurden zu „elektron“, also Bernstein.

 

Bernstein kann eine statische Elektrizitätsladung tragen. Dies war schon Thales von Milet bekannt und es wird berichtet, dass in gehobenen antiken Haushalten größere Bernsteine verwendet wurden um z.B. Staub aus Kleidern zu ziehen. Dazu wurde der Bernstein durch reiben an Stoff elektrostatisch aufgeladen, danach zieht er durch seine Ladung kleinere Partikel automatisch an. In den Niederlanden wird er auch als „Aschetrekker“ bezeichnet.

 

Da frühe Versuche zur Elektrizität ebenfalls mit Bernstein durchgeführt wurden, findet sich heute der griechische Begriff ēlektron auch in den Wörtern Elektronenbahn, Elektrik, … wieder.

Die Römer nannten ihn auch succinum(von succus„dicke Flüssigkeit, Saft“) in der Annahme er sei aus Baumsaft entstanden. Ebenso gebräuchliche lateinische Namen waren lapis ardensund ligurius.

Hildegard von Bingen bezeichnet ihn als „Ligurius“. Diese damals gebräuchliche Bezeichnung nimmt auf den Volksstamm der Liguren Bezug, die vom Oberrhein und den westlichen Alpen bis ins Rhonedelta an einer der antiken Bernsteinstraßen siedelten und schon mit den Phöniziern Handel betrieben. Ebenfalls benutzt sie„Lyncirium“ (Luchsstein), was sich auf die Theorie der Entstehung von Bernstein durch den Harn des Luchses zurückgeht.

Die Germanen nannten ihn Glesum. Man vermutet hierin den Ursprung des Wortes Glas.

Im Deutsch-Niederländischen Gebiet war Bernstein als berne-, barn-, börnstēnbekannt, mit etymologischen Wurzeln zu „Verbrennen“ und „Stein“.Dies führt man auf die Brennbarkeit dieses „(Edel-)Steins“ zurück. Andere historisch verwendete Namen sind ag-, agt-, aget-, agat-, augstein, brennstein, cacabre, glaere, gismelziund amber.

 

Das arabische anbar und das persische ambar finden sich in den heutigen Bezeichnungen Amber (Englisch) und Ambre (Französich) wieder.

 

Farbe

Bernstein kann unterschiedliche Farben haben, weil die Bernsteinbildung unter einerseits sehr ähnlichen Bedingungen abläuft, aber andererseits in doch sehr unterschiedlichen natürlichen Umgebungen stattfindet.

Bernstein aus der Ostsee kann bis zu 50 Millionen Jahre alt sein.Man erkennt ihn an den klassischen Farben Braun, Zitronengelb, Cognac und Honig. Davon dominieren zwar sieben Farbtöne, insgesamt zählt man jedoch bis zu 250 verschiedenen Farbnuancen.

Karibischer Bernsteinkann bis zu 10 Millionen Jahre alt sein und unterschiedliche Schattierungen haben.Neben gelb und Honigtönen findet man hier auch Rottöne, Varietäten mit einer einzigartigen tiefgrünen Farbe sowie ein blaue Varietätdie in der Dominikanischen Republikzu finden ist.

Bei der Erstellung des berühmten Bernsteinzimmers, das der russische Herrscher Peter I. im 18. Jahrhundert als Geschenk erhielt, wurde teilweise mit farbgebenden Verfahren gearbeitet. Diese hat man heute rekonstruiert und angepasst. Auf diese Weise kann man tiefroten Bernstein und durch Zugabe von natürlichen aus Blumen gewonnen Pigmenten einen satt blauen Bernstein erhalten

„Grauer Bernstein“ oder Ambre gris ist eigentlich kein Bernstein sondern eine feste wachsartige Substanz, die vom Pottwal stammt. Da diese ebenfalls an Stränden zu finden ist wird sie mitunter fälschlich für Bernstein gehalten. Ambergris ist schwimmt wegen geringer Dichte im Wasser, während Bernstein in Wasser untergeht aber in gesättigten Salzlösungenschwimmt.

Sogenannter „Schwarzer Bernstein“ ist eigentlich eine Varietät des Steins „Jet“.

 

Herkunft / Vorkommen / Marktwert

Bernstein ist versteinertes Baumharz, das seit der Jungsteinzeit für seine Farbe und seine natürliche Schönheit geschätzt wird. Bernstein wird in Schmuck verwendet.Es wurde auch als Heilmittel in der Volksmedizin eingesetzt.

 

Die antiken Griechen beschrieben die Bernsteininseln als Herkunftsort; diese lagen vor der Mündung des legendären FlussesEridanosam Ende der Welt (im hohen Norden)in den Phaeton gestürzt war.

 

Verwendung als Schmuckstein

Bernstein wird von der Antike bis in die Gegenwart als Edelstein geschätzt und zu einer Vielzahl von Dekorationsgegenständen und Schmuckstücken verarbeitet. Funde von Bernsteinobjekten in Mesopotamien und in Assyrien, zeigen einen bereits frühen Handel über erstaunlich lange Distanzen mit rohem Bernstein.

 

 

Berühmte Schmuckstücke

Das Bernsteinzimmer ist legendär. Die preußischen Herrscher fanden bereits im 16. und 17. Jahrhundert großen Gefallen an Bernstein. Hunderte von Schalen, Dosen und Degengriffen wurden in ihrem Auftrag Kunsthandwerklich gefertigt und bei offiziellen Anlässen verschenkt. Auch gab es größere Bernsteinmöbel. Der erste preußische König, Friedrich I beauftragte gar die Erschaffung eines Zimmers mit durchgängiger Bernsteinvertäfelung. Das Bernsteinzimmer wurde 1712 für sein Charlottenburger Schloss in Berlin fertiggestellt. Doch bereits 1716 verschenkte es sein Sohn „der Soldatenkönig“ Friedrich Wilhem I das Zimmer an den russischen Zaren Peter I, „der Große“. In 18 große Kisten verpackt gelangt es in den Sommerpalast bei St. Petersburg. Seine Tochter Zarin Katharina I ließ es dann 1741 in den Winterpalst umziehen. Friedrich der Große schenkte ihr 1745 einen noch fehlenden reich geschnitzten Rahmen. Wegen des Klimas musste das Zimmer noch einmal umziehen, wurde um noch einmal 450 kg Bernstein erweitert und erlangte unter Katharina der Großen sein endgültiges aussehen. Während des 2. Weltkrieges wurde es von Soldaten der deutschen Wehrmacht in Mitleidenschaft gezogen aber größtenteils von „Kunstschutz-Offizieren“ in die vermeintliche Sicherheit in ein Schloss nach Königsberg gebracht. Das Schloss wurde 1944/45 durch britisches Bombardement und Kämpfe der Roten Armee zerstört. Das Bernsteinzimmer war zwar zuvor in Kisten gepackt und in den Kellergewölben versteckt worden. Ob es bei den Kampfhandlungen ebenfalls zerstört wurde oder den Krieg überlebt hat und noch immer in Königsberg ist oder weggeschafft wurde, beschäftigte die Rote Armee, die Staatssicherheit (Stasi) und zahlreiche private Schatzsucher noch viele Jahre und gilt bis heute als ungelöstes Mysterium. Obwohl seit 2003 wieder eine prachtvolle Rekonstruktion, des „8. Weltwunders“ im Katharinenpalast bei St. Petersburg von der Öffentlichkeit zu bewundern ist.

 

Pflege

Beachten Sie beim Tragen und der Lagerung die geringe Härte des Bernsteins, so dass er nicht verkratzt wird. Er ist empfindlich gegenüber Säureeinwirkung. Übermäßige Sonneneinwirkung kann zu kleineren Rissen oder Abplatzern führen.

 

Zusammensetzung und Eigenschaften

Bernstein entsteht bzw. entstand aus zunächst weichem, klebrigem Baumharz. Abhängig von welchen Bäumen das Harz stammt, kann man unterschiedliche Bernsteinarten unterscheiden. Viele Bäume produzieren Harz, aber in den meisten Fällen wird es durch physikalische und biologische Prozesse abgebaut. Sonneneinstrahlung, Regen, Mikroorganismen (wie Bakterien und Pilze) und extreme Temperaturen zersetzen in der Regel das Harz. Damit das Harz lange Zeiten überdauern kann, müssen äußere Bedingungen hinzukommen, die eine Zersetzung verhindern. Durch das Überlagern von Sediment entstehen hohen Drücken und Temperaturen, daraus entsteht eine molekulare Polymerisation, die das Harz zuerst in Copal umwandelt. Anhaltende Hitze und Druck treiben dann Terpene ab und führen zur Bildung von Bernstein (Alter ca. 10-30 Mio. Jahre) .

 

Fällt das Harz zu Boden wird es häufig verunreinigt, so dass es nicht für Schmuckstücke verwendet werden kann und sich lediglich zur Lackherstellung eignet. Diesen Bernstein nennt man Firniss.

 

Manchmal ist Tier- oder Pflanzenmaterial eingeschlossen. Diese Inklusionen sind von Sammlern besonders begehrt.

 

Der Einschluss anderer Substanzen kann dazu führen, dass Bernstein eine unerwartete Farbe annimmt. Pyrite können beispielsweise eine bläuliche Farbe ergeben.

 

Mit einer Härte zwischen 2,0 und 2,5 auf der Mohs-Skala ist Bernstein ein recht weiches Material. Succinit kann man mit einer Kupfermünze ritzen, andere Sorten wie Kopal  (ca. 10.000 – 40.000 Jahre alt) sind noch weicher. Braunharze hingegen lassen sich kaum mit einer Stahlnadel ritzen.

 

Das spezifische Gewicht liegt zwischen 1,06 und 1,10 und somit knapp über dem von Wasser.In gesättigten Salzlösungen kann Bernstein schwimmen. Diesen Umstand nutzte man z.B. in Bitterfeld bei der Bernsteingewinnung.

 

Unter UV-Bestrahlung (320-380 nm) leuchtet Bernstein. Röntgenstrahlung lässt er bis zu einer Dicke von 10mm fast ohne Verlust passieren.

 

Bei 170 °C bis 200 °C wird er weich und formbar, er schmilzt aber nicht. Bei Temperaturen von über 300°C fängt er an sich zu zersetzen.

Bernsteinöl entsteht bei der trockenen Destillation (Pyrolyse).

 

Optische Effekte

 

Überlieferte Wirkung und Bedeutung

Der als Pionier der Pharmakologie geltende griechische Arzt Pedanius Dioskurides beschrieb im 1. Jahrhundert die heilende Wirkung des Bernsteins bei Gicht des Fußes (Podagra) und bakteriellen Darmerkrankung (Dysentri/Ruhr, Bauchfluss/ Diarrhoe).

Im Mittelalter wurde er zermahlen und oral eingenommen gegen Krankheiten von Leber, Nieren, Galle sowie bei Verdauungsbeschwerden verwendet. Hildegard von Bingen zugeschriebene Schriften berichten von einer Wirkung des Bernsteins bei Magenbeschwerden und Blasendysfunktion. Der Deutschritterorden maß Bernstein eine große medizinische Bedeutung bei, die er selber vermarkten wollte. Der Handel mit weißem Bernstein wurde von ihm komplett verboten. Der Deutsche Orden kontrollierte im Mittelalter das Baltikum und die dortigen Bernsteinvorkommen sowie deren Nutzung.

Der Mediziner und Nobelpreisträger Robert Koch fand 1886 einen auf das Immunsystem stärkenden Einfluss durch Bernsteinsäure, ohne Gefahr der Überdosierung, selbst bei großen Mengen, würde der Organismus nicht geschädigt. Medikamente mit diesem Wirkstoff sind heute in den USA und in Russland erhältlich. Es gibt verschiedene homöopatische Mittel mit Bersteinextrakten. Bernsteinsäure reichert sich in der Verwitterungskruste des Rohbernsteins an. Naturheilkundler empfehlen unbearbeiteten Bernstein direkt auf der Haut zu tragen.

Der Bernstein wird in der Edelsteintherapie gerne bei Hautproblemen sowie bei Hals-, Nasen-, Ohrenleiden eingesetzt. Er hälfe außerdem bei Allergien und Entzündungen im Mund- und Rachenraum.

 

Bernstein gilt als inspirierender Sonnenstein, der die aktive Seite in uns weckt. Depressionen, Ängste  und Lethargie sollen verschwinden. Er schenke eine freudig, optimistische Grundstimmung, stärke das Selbstvertrauen und die Entscheidungsfähigkeit.

Der Volksmund berichtet, dass Bernstein an einem Hundehalsband befestigt, die Tiere vor Zeckenbefall schütze.

Zuordnung zu Chakra

Bernstein wird nicht einem einzelnen Chakra zugeordnet. Seine beschriebenen Wirkungen sind vielfältig und weisen auf eine enge Beziehung zum Sonnenkanal hin, der dem zweiten Chakra, dem Swadhistana entspringt. Auf der körperlichen Seite ist der Abdominal Aortic Plexus u.a. fürLeber, Milz, Uterus und die Gedärme zuständig. Der Energiekanal des rechten sympathischen Nervensystems reguliert unsere aktive Seite und beeinflusst alles was wir denken und tun. Der Pingala Nadi versorgt uns mit Energie und lässt uns tatkräftig Aufgaben angehen. Körperlich sorgt er für eine allgemein gute Konstitution mit intaktem Immunsystem

 

Sternzeichen / Geburtsstein

Bernstein werden positive Auswirkungen auf alle Sternzeichen zugeschrieben. Er gilt nicht als Geburtsstein eines speziellen Monats.