Brillantschliff

Der Brillantschliff ist eine besondere Schliffform für Edelsteine, die für Diamanten entwickelt wurde, um den Glanz und die Lichtreflexion, „das Feuer“ eines Diamanten zu erhöhen. Er wird auch Vollschliff, moderner Brillantschliff oder Vollbrillant genannt. Diamanten mit Brillantschliff dürfen Brillant genannt werden. Andere Edelsteine müssen in der Bezeichnung mit Namen genannt werden, zum Beispiel „Zirkon im Brillantschliff“.

 

Die Merkmale des Brillantschliffs sind:

  • Eine kreisrunde Rundiste (auch Rondiste, engl. girdle): die kreisförmige Grenze zwischen Ober- und Unterteil und gleichzeitig die breiteste Stelle des Diamanten, sie bestimmt den Umfang des Diamanten
  • Ein Oberteil, auch Krone genannt, mit mindestens 32 Facetten und der Tafel, die flache achteckige Oberfläche.
  • Ein Unterteil, oder Pavillon, mit mindestens 24 Facetten

 

Der Brillantschliff kann eine Kalette (auch Rippe, engl. culet), eine winzige untere Facette anstelle einer unteren Spitze des Edelsteins, enthalten. Diese wird angebracht um den Stein vor Spaltung durch Stöße oder Druck zu schützen. Bei einem Diamanten verläuft die Spaltebene parallel zu den oktaedrischen Flächen, sodass eine Beschädigung der Diamantspitze zu einer Aufspaltung des Pavillons auf der gesamten Länge führen kann.Bei anderen Edelsteinen, die nicht gespalten werden können, wird die Kalette hinzugefügt, um die Zerbrechlichkeit der spitzen Spitze zu schützen.

 

Somit hat der heutige Brillantschliff in der Regel 57 Facetten ohne und 58 Facetten mit Kalette.

Die Kalette ist bei vielen Diamantschliffen bis heute optional geblieben und wurde in Marcel Tolkowskys Originalentwürfen für den runden Brillantschliff von 1919 weggelassen. Dennoch sind Kalett-Facetten bei modernen Brillanten weit verbreitet.

 

Der Brillantschliff durchlief eine lange Entwicklung. Der Diamantenschliff ist erst seit dem 13. Jahrhundert überhaupt bekannt. Zuvor wurden lediglich Rohdiamanten verwendet. Diese waren nicht sonderlich ansehnlich und der Diamant war nicht so begehrt wie andere Edelsteine.

Zunächst begann man damit die Kristallform zu optimieren und die Oktaeder Flächen zu polieren. Diese Form wurde Spitzstein genannt. Um 1400 wurde die obere und unteren Oktaederspitzen durch Spalten oder abschleifen gekappt und es entstand der „Dickstein“ oder „Tafelstein“. Um das 16. Jahrhundert wurde der facettierte Rosenschliff (engl. „rosecut“) entwickelt. Im 16. Jahrhundert ging man dazu über, die oberen und unteren Kanten jeweils zu Facetten zu schleifen. Man hatte oben und unten eine achteckige Tafel bzw. Kalette und je 8 Facetten im Ober- und Unterteil, insgesamt also 18 Facetten und nannte diese Form „Einfaches Gut“. Durch anlegen weiterer Facetten entwickelte sich das „Zweifache Gut“ (um 1650, auch „Mazarin-Schliff“) und Ende des 17. Jahrhunderts das „Dreifache Gut“ oder der „Peruzzi-Schliff“, mit 58 Flächen, noch nicht kreisrund, aber dem Brillantschliff schon sehr nah.

 

Der ursprüngliche runde Brillantschliff wurde 1919 von Marcel Tolkowsky entwickelt. Tolkowsky befasste sich im Rahmen seiner Promotion an der University of London systematisch mit dem Schleifen von Diamanten. Etwa zur gleichen Zeit veröffentlichte er in seinem Buch „Diamond Design“ die Spezifikationen des späteren amerikanischen Standards (auch als „American Ideal Cut“, „Tolkowsky Cut“ und „Tolkowsky Brilliant“ bekannt), der in Nordamerika als Referenz für das Diamantschleifen gilt. Der Schliff wurde aus mathematischen Berechnungen abgeleitet, die sowohl Brillanz als auch Feuer des Steins berücksichtigten. Marcel Tolkowsky stellte fest, dass, wenn ein Diamant zu tief oder zu flach geschnitten wurde, Licht aus den Seiten oder dem Boden des Diamanten austrat. Das führt zu einem Verlust der Brillanz (weißes Licht, das durch die Oberseite eines Diamanten reflektiert wird) und des Feuers (farbiges Licht, das aus dem inneren eines Diamanten gespiegelt wird). Als funkeln bezeichnet man eine Kombination aus Feuer und Brillanz.

 

Während die Facettenanzahl von 57 bzw. 58 weitestgehend Standard ist, sind die tatsächlichen Proportionen (Kronenhöhe und -winkel, Pavillontiefe usw.) nicht allgemein vereinbart.

 

Spätere Modifikationen runder Brillanten unterscheiden sich geringfügig. Nach 1919 traten Variationen mit einer signifikanten Zunahme der Anzahl der Facetten auf. In den letzten Jahrzehnten sind die meisten Gürtel facettiert. Viele Gürtel haben 32, 64, 80 oder 96 Facetten;

 

Tolkowsky folgte in seinen Berechnungen nicht dem Pfad eines Lichtstrahls, der mehr als zweimal im Diamanten reflektiert wurde. Wir wissen jedoch jetzt, dass das Erscheinungsbild eines Diamanten aus vielen Lichtwegen besteht, die innerhalb dieses Diamanten erheblich mehr als zweimal reflektiert werden. Wir können heute sagen, dass Tolkowskys Vorhersagen für die Erklärung der optimalen Diamantleistung hilfreich sind, aber nach den heutigen technologischen Standards unvollständig sind.

 

Da jede Facette das Potenzial hat, die Bewegungsebene eines Lichtstrahls zu ändern, muss jede Facette bei einer vollständigen Berechnung der Lichtwege berücksichtigt werden. So wie eine zweidimensionale Scheibe eines Diamanten unvollständige Informationen über die Dreidimensionalität des Lichtverhaltens innerhalb eines Diamanten liefert, liefert diese zweidimensionale Scheibe auch unvollständige Informationen über das Lichtverhalten außerhalb des Diamanten. Das Panorama eines Diamanten ist dreidimensional. Obwohl Diamanten sehr symmetrisch sind, kann Licht aus vielen Richtungen und Winkeln in einen Diamanten eindringen. Dieser Faktor unterstreicht zusätzlich die Notwendigkeit, die Ergebnisse von Tolkowsky neu zu bewerten und die Auswirkungen der Proportionen eines Diamanten auf seine Aussehensaspekte neu zu berechnen.

 

Etablierte Brillantschliffe mit mehr Facetten als den normalerweise üblichen 57 bzw. 58 sind der King-Schliff (86, 1941), der Magna-Schliff (102, 1949), der Highlight-Schliff (74,1963), der Princess-Schliff (146, 1965) sowie der Radiant (70,1980).

 

Der Feinschliff-Brillant (auch „Praktischer Feinschliff“) ist der Deutsche Standard und Grundlage der deutschen Schliffgraduierung. Alfred Eppler stammte aus Birkenfeldbei Idar-Oberstein, dem deutschen Edelsteinzentrum, studierte in Jena und war später inKrefeldtätig. Der auf ihn und Klüppelberg zurückgehende „Feinschliff der Praxis“ basiert auf einer großen Anzahl von Proportionsmessungen.