Edelstein
Ein Edelstein (auch Juwel oder Halbedelstein genannt) ist ein Mineralkristall, das in geschliffener und polierter Form zur Herstellung von Schmuck oder anderen Verzierungen verwendet wird.
Die meisten Edelsteine sind hart, aber einige weiche Mineralien werden wegen ihres Glanzes oder anderer physikalischer Eigenschaften, die einen ästhetischen Wert haben, in Schmuck verwendet.Seltenheit ist ein weiteres Merkmal, das einem Edelstein Wert verleiht.
Bestimmte Steine (wie Lapislazuli und Opal) und gelegentlich organische Materialien, bei denen es sich nicht um Mineralien handelt (wie Koralle, Bernstein, Jet und Perle), werden jedoch auch für Schmuck verwendet und gelten daher häufig auch als Edelsteine.
Die Verwendung der Begriffe „Edel“ und „Halbedel“ in einem kommerziellen Kontext ist insofern irreführend, als sie täuschend impliziert, dass bestimmte Steine an sich wertvoller sind als andere, was nicht unbedingt der Fall ist. Die traditionelle Unterscheidung der Antike, spiegelt nicht unbedingt die heutige Wertigkeit wider. Während Granate beispielsweise relativ preiswert sind, kann ein grüner Granat namens Tsavorit weitaus wertvoller sein, als ein Smaragd mittlerer Qualität.
Traditionelle Klassifikation im Westen
Die traditionelle Klassifikation im Westen, die bis in die Antike zurückreicht, beginnt mit einer Unterscheidung zwischen Edel- und Halbedelsteinen. Dabei gelten Diamant, Rubin, Saphir und Smaragd als Edelsteine im engeren Sinne. Diese Unterscheidung spiegelt die Seltenheit der jeweiligen Steine in der Antike sowie ihre Qualität wider: Mit Ausnahme des farblosen Diamanten haben alle eine feine Farbe, sind in ihrer reinsten Form durchscheinend und generell sehr hart, mit Härten von 8 bis 10 auf der Mohs-Skala. Alle anderen werden als Halbedelsteine klassifiziert. Andere unwissenschaftliche Begriffe für Halbedelsteine sind Hartstein oder Schmuckstein.
Gemmologische Klassifikationen
In der Neuzeit werden Edelsteine von Gemmologen identifiziert, die Edelsteine und ihre Eigenschaften in einer für das Gebiet der Gemmologie spezifischen Fachsprache beschreiben.
Das erste Merkmal, das ein Gemmologe verwendet, um einen Edelstein zu identifizieren, ist seine chemische Zusammensetzung. Beispielsweise bestehen Diamanten aus Kohlenstoff (C) und Rubine aus Aluminiumoxid (Al2O3).
Als nächstes sind viele Edelsteine Kristalle, die durch ihr Kristallsystem klassifiziert werden, wie beispielsweise kubisch oder trigonal oder monoklin. Ein anderer Begriff, der verwendet wird, ist Gewohnheit, die Form, in der der Edelstein normalerweise gefunden wird. Beispielsweise werden Diamanten, die ein kubisches Kristallsystem haben, häufig als Oktaeder gefunden.
Edelsteine werden in verschiedene Gruppen, Arten und Sorten eingeteilt. Rubin ist beispielsweise die rote Sorte der Korundart, während jede andere Korundfarbe als Saphir gilt. Das Mineral Beryl kommt beispielsweise in folgenden Varietäten vor: der Smaragd (grün), der Aquamarin (blau), der rote Beryll (rot), der Goshenit (farblos), der Heliodor (gelb) und der Morganit (rosa).
Edelsteine werden in Bezug auf Brechungsindex, Dispersion, spezifisches Gewicht, Härte, Spaltung, Bruch und Glanz charakterisiert. Sie können Pleochroismus oder Doppelbrechung aufweisen. Sie können Lumineszenz und ein charakteristisches Absorptionsspektrum aufweisen. Material oder Fehler in einem Stein können als Einschlüsse vorhanden sein. Edelsteine können auch nach ihrem „Wasser“ klassifiziert werden. Dies ist eine anerkannte Einstufung des Glanzes, der Transparenz oder der „Brillanz“ des Edelsteins. Sehr transparente Edelsteine gelten als „erstes Wasser“, während „zweites“ oder „drittes Wasser“ Edelsteine mit geringerer Transparenz sind.
Im Handel gebräuchliche Qualitätsbeschreibungen
Es gibt kein allgemein anerkanntes Bewertungssystem für Farbedelsteine.Sie werden nach Farbe und Transluzenz bewertet. Bei Farbedelsteinen werden die Qualitäten handelsüblich in Klassifizierungsschemata, ähnlich der von Rating Agenturen angegeben, z. B. A, AA, AAA oder A, AB, B, C oder A, A+, A++. Diese Systeme sind jedoch händlerspezifisch und nicht so genormt wie die Qualitätszuordnungen bei Diamanten, bei denen es sehr ausgeprägte Einstufungsskalen gibt. Diamanten werden nach einem vom Gemological Institute of America (GIA) in den frühen 1950er Jahren entwickelten System klassifiziert.Das GIA-System enthielt eine wichtige Neuerung: Die Einführung der 10-fachen Vergrößerung als Standard für die Klarheit der Einstufung.Andere Edelsteine werden immer noch, wie zuvor auch Diamanten, mit bloßem Auge bewertet.
Traditionelle östliche Klassifikation
Die traditionelle östliche Klassifikation und Betrachtungsweise beruht auf dem Jyotish System, das die Lehre des Lichts, der Himmelskörper und auch der Edelsteine umfasst. Es beurteilt die Edelsteine nach ihrem Gebrauchswert in Bezug auf deren Wirkung auf Körper, Psyche und Astrologische Aspekte. Die vedische Astrologie, das traditionelle indisches System der Astrologie und Vorläufer der westlichen Astrologie, sieht das Leben in Beziehung stehend zu göttlichem Einfluss und göttlichen Regeln. Edelsteine werden verstanden als ein Geschenk der Mutter Erde an ihre menschlichen Kinder. Die Edelsteine stehen in Beziehung mit bestimmten Planeten. Sie absorbieren und transportieren bestimmte kosmische Wellenlängen. Dies geht über das sichtbare Lichtspektrum hinaus. Feinstoffliche elektrische und magnetische Strahlungen zirkulieren ständig im Universum. Das Tragen bestimmter Edelsteine kann den Träger der Edelsteine positiv beeinflussen, indem gewisse für ihn wichtige Aspekte verstärkt und andere wiederum herausgefiltert werden.
Dabei ist es wichtig, dass der Edelstein natürlich ist und die 4 Cs (color, clarity, cut, carat) erfüllt. Es muss ein natürlicher, qualitativ guter Edelstein sein, jede Behandlung macht sogar den schönsten Edelstein für jyotische Zwecke unbrauchbar. Die Farbe sollte möglichst rein sein. Je stärker die Farbbeimischungen anderer Farben, umso schlechter ist das Ergebnis. Er sollte klar sein, also transparent. Wenngleich manche Edelsteine, wie z. B. Smaragd, fast immer natürliche Einschlüsse aufweisen und diese sogar als „Echtheitszertifikat“ gelten, so sollte doch eine Transparenz von ca. 85% gegeben sein. Beim Schliff wird darauf geachtet, dass er exakt ausgeführt wurde und Lichtspiel sowie Absorption bestmöglich unterstützt. Die Form des Edelsteins ist dabei weniger wichtig.Letztlich ist noch die Karatzahl und damit die Größe entscheidend. Einer Faustregel entsprechend, sollten die Edelsteine über 2 Carat haben. Auch sollen die Edelsteine und Edelmetalle auf der Haut getragen werden. Tiefergehende Betrachtungen gehen weiterhin noch von einer Art „Persönlichkeit“ des einzelnen Steines aus, die unabhängig von der Erfüllung der fünf genannten Kriterien, den Stein für den Träger positiv, negativ oder neutral in der Wirkung machen.
Neun Edelsteinen (Navaratna) wird dabei eine besondere Bedeutung zugemessen und sie gelten in fast allen Ländern Asiens als heilig oder königlich. Diese sind rote Koralle, gelber Saphir, grüner Smaragd, roter Rubin, blauer Saphir, weißer Diamant und „mondfarbene“ Perle sowie oranger Hessonit (Grossular, engl. Gomed) und gelb-grüner Katzenauge-Chrysoberyll (gr. „Gold“). Diese gelten als die Edelsteine mit der höchsten Wirkung.
Anderen Edelsteinen werden heute ebenfalls Wirkungen zugesagt. Sie werden sozusagen als „Ersatzsteine“ akzeptiert, z.B. gelber Topas anstelle von gelbem Saphir. Dabei erfolgt eine Zuordnung hauptsächlich nach Farbähnlichkeit. Doch auch die Kristalle unterscheiden sich voneinander in der chemischen Struktur und dem Kristallgitter, so dass sich auch außerhalb des Bereiches des sichtbaren Lichtes andere Absorptionsmuster ergeben. Die Wirkkraft des Steines wird im Allgemeinen umso höher eingeschätzt, je höher die Mohshärte des „Ersatzsteines“ ist.